Schnitt und Akne (art public)

Schnitt und Akne

Art public for the EDGE East Side Tower (Berlin’s tallest future office building) currently under construction at Warschauer Brücke in Berlin, Germany.
“Schnitt und Akne” has been selected as one of the finalist projects of the worldwide art competition hold in 2021.

LED light box H 891 cm W 297 cm D 18 cm
Cut notch in the platform in two parts: L 2100 cm and 310 cm W 36 cm D 22 cm covered with safety glass and illuminated with LED

“Schnitt und Akne” (“Cut and Acne”) developed for the EDGE East Side Tower in Berlin and its forecourt involves its surroundings through its radically realistic and authentic imagery with a variety of references. “Schnitt und Akne” functions here as both spatial and metaphorical brackets and entanglements, which include diverse spaces of meaning and possibilities and reflect them in their not entirely foreseeable dynamic. In terms of content, it is about topics such as youth, future, self (discovery), vulnerability, new exposures, interfaces, walking the line, the question of identity and location. The huge and at the same time anonymized depiction of a culturally shameful skin disorder (of mostly young people) on a classic advertising medium (light box) creates an abstraction and at the same time aestheticization. As a model for many other emancipation movements, cultural strategies such as “acting out” and “pride” are implemented in a figurative and sculptural way. The cut in the floor of the platform as an injury to the structure acts on a different level than the acne image in the light box, and at the same time transfers the body analogy to the architecture.

 

Schnitt und Akne

Das für den EDGE East Side Tower und seinen Vorplatz entwickelte Kunstwerk „Schnitt und Akne“ involviert seine Umgebung durch seine radikal realistische und authentische Bildsprache mit vielfältigen Bezügen. „Schnitt und Akne“ fungiert hier als zugleich räumliche und metaphorische Klammer und Verschränkung, die vielfältige Bedeutungs- und Möglichkeitsräume einschliesst und in ihrer nicht gänzlich absehbaren Dynamik reflektiert. Inhaltlich geht es um Begriffe wie Jugend, Zukunft, Selbst(er)findung, Verletzlichkeit, neue Sicht(barkeit), Schnittstellen, Walking the Line, die Frage nach Identität und Verortung. Durch die riesige und zugleich anonymisierte Darstellung einer kulturell schambehafteten Hautstörung (meist Jugendlicher) auf einem klassischen Werbeträger (Leuchtkasten) geschieht eine Abstraktion und zugleich Ästhetisierung. Modellhaft für viele andere Emanzipationsbewegungen werden hier kulturelle Strategien wie „acting out“ und „pride“ bildlich-skulptural umgesetzt. Der Schnitt im Boden der Plattform als Verletzung des Baukörpers agiert auf einer anderen Ebene als das Aknebild im Leuchtkasten, und überträgt zugleich die Körper- Analogie auf die Architektur.

Das Werk besteht aus zwei Teilen:

Schnitt

Der Schnitt zeichnet eine diagonale Linie in die Plattform. Durch seine Orientierung entlang der Mauergrenze und der Bahngleise zum Alexanderplatz bezieht er den grösseren Stadtraum mit ein. Der Schnitt sieht aus wie mit einem stumpfen Gegenstand in feuchten Beton gepflügt. Der Schnitt formt eine morphologisch komplexe Einhöhlung, welche durch die unregelmässigen Grate an den Schnittkanten beinahe wieder verschlossen wird – wie eine Wunde, die sich langsam wieder schliesst. Der Schnitt tritt ein erstes Mal nahe der Warschauer Brücke in Erscheinung, er setzt dort auch an, verschwindet jedoch nach drei Metern wieder. Er kann dort durch die Besuchenden noch nicht richtig zugeordnet werden, wirft viele Fragen auf, macht neugierig, provoziert vielleicht vorerst auch nur ein Kopfschütteln – bis er 21 Meter weiter plattformeinwärts nochmals in Erscheinung tritt, diesmal für ganze 21 Meter (bis vor das Leuchtbild „Akne“). Durch die Unterbrechung des Schnitts wird der Prozess seines Erlebens noch intensiviert und anregender choreografiert. Der Schnitt soll authentisch und roh wirken, wie eine Verletzung des Baukörpers, zugleich die sichere Begeh- und Befahrbarkeit der Plattform gewährleistet bleiben. Über die gesamte Länge, auf der der Schnitt in Erscheinung tritt (beziehungsweise über alle dessen sichtbaren Teilstücke), ist eine längliche, 36 cm breite, U-förmige Stahlwanne in den Boden eingelassen, die das Betonbett (roh belassener, faserverstärkter Beton) in das die Schnittfurche geformt wurde, in sich aufnimmt. Die Stahlwanne (roh belassen) wird durch 32 mm starkes, transparentes, begeh- und befahrbares Verbundsicherheitsglas plan zur Gehoberfläche sowie ganzflächig abgedeckt. An den Unterseiten der das Sicherheitsglas tragenden Ränder der Stahlwanne sind beidseitig LED-Streifen (kaltweisses Licht) angebracht, welche die Bodenvitrine zusammen mit dem Umgebungslicht sanft ausleuchten. Durch die in die Tiefe versetzte (oder, bildlich, „aus der Tiefe freigelegte“) Ebene mit der Schnittfurche innerhalb dieser Bodenvitrine entsteht ein räumlicher 3D-Effekt und weckt Assoziationen zu archäologischen oder zeitgenössischen Bodendenkmälern. Es soll weder Absicht noch Aufgabe des Schnittes (oder des Akne-Leuchtbildes) sein, die Passantenströme in irgendeiner Weise zu steuern. Dazu gibt es u.a. den bestehend bleibenden Blindenstreifen. Das Über-Queren des Schnittes (auch von der Treppe her kommend) wird genauso antizipiert. Der längere Teil der Stahlwannenkonstruktion (21 Meter) mit dem schnitt-geformten Betonbett und dem Sicherheitsglas – hier der Einfachheit halber kurz „Schnitt“ oder „Schnittkonstruktion“ genannt – wird an zwei Stellen durch eine der bestehenden, systemrelevanten Entwässerungsrinnen unterbrochen. Der Schnitt stösst jeweils stirnseitig unmittelbar an diese an. Die Stirnseiten der Stahlwannen sind dort jeweils mit einem Spiegel beschichtet, die den Schnitt optisch durchgehend erscheinen lassen, obwohl dieser durch die Entwässerungsrinnen unterbrochen wird.

Akne

Am anderen Ende des Schnitts, an der Brandschutzwand zwischen dem EDGE East Side Tower und der Mall, hängt hoch und hochkant wie ein Ausrufezeichen das riesige Akne- Leuchtbild vor den Betrachtenden. Der LED-Leuchtkasten (Höhe 891 cm x Breite 297 cm x Tiefe 18 cm) zeigt die formatfüllende Nahaufnahme des Hautbildes einer Person mit Akne. Der Leuchtkasten ist direkt an die bereits vorgesehene dunkle Metallverkleidung der Brandschutzwand befestigt. Sein Aluminiumprofil ist aussen in Verkehrsschwarz lackiert. Wegen dem grossen Format besteht die Front nicht aus Plexiglas, sondern einem speziellen Spanntuch, das Bildträger und Licht-Diffusor in einem ist und durch eine spezielle Klemmvorrichtung am Aluminiumprofil völlig faltenfrei aufgespannt ist. Dadurch ist das Bild auf einem einzigen durchgehenden Stück, es ist durch keinerlei Saum unterbrochen und wird bis auf wenige Millimeter bis an die Kanten ausgeleuchtet, also beinahe randlos.

Licht/Zeit

Die LEDs sowohl des Leuchtkastens als auch der Schnittkonstruktion sind immer gleichzeitig in Betrieb, und mindestens solange die Plattform nennenswert frequentiert wird (also von ca. 7 Uhr bis 24 Uhr), auch tagsüber. Die sorgfältige Feinabstimmung und Zeitprogrammierung von Dimmer und Timer in Hinblick auf die Wirkung des Kunstwerks geschieht erst in der Ausführung.

Wartung/Unterhalt

Der untere Rand des wetterfesten Leuchtkastens befindet sich 305 cm vom Boden entfernt. Dadurch ist der Leuchtkasten gut vor Vandalismus geschützt. Der Tuch-Print lässt sich mit diesem Spannsystem mit wenig Aufwand und kostengünstig austauschen. Ein Austausch ist alle 1-2 Jahre vorgesehen (obwohl die Garantie gegen UV-Strahlung 3 Jahre währe). Für diesen Anlass könnte – im Sinne einer verbesserten Ausgewogenheit, nach Absprache mit der Bauherrschaft und im Künstlerhonorar bereits inbegriffen – eine weitere Akne-Aufnahme mit dunkleren Hauttyp angefertigt und in einem noch zu ermittelnden Turnus mit der hier vorgestellten Aufnahme gezeigt werden. Der Stromverbrauch des Leuchtkastens beträgt bei 3500 Lumen/m2 840 Watt, jener der Schnittkonstruktion ca. 240 Watt. Die Lebensdauer hochwertiger LEDs beträgt 100.000+ Stunden, bei täglich 16 Stunden Betrieb sind dies beinahe 10 Jahre. Da die Leuchtstärke jedoch schon vorher etwas abnimmt, ist eine Generalüberholung der LED Streifen sowohl im Leuchtkasten als in der Schnitt-Konstruktion nach 5 Jahren fällig. Das härteversiegelte Sicherheitsglas der wetterfesten Schnitt-Konstruktion muss monatlich von aussen gereinigt und alle 3-5 Jahre ausgetauscht werden. Ansonsten bedarf das Werk keiner besonderen Wartung oder Reinigung.

 

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